Zinkografie von J. J. Lechner, 1835

Wegbereiter

Was mit Karl dem Großen und einer scheinbar fixen Idee beginnt, wird unter dem Wittelsbacher König Ludwig I. Wirklichkeit: Zum ersten Mal können Schiffe über einen Kanal von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer gelangen. Die Handelskammer Nürnberg begleitet das Projekt von Anfang an und macht Nürnberg zum Teil einer wichtigen Verkehrs- und Handelsroute.

Stahlstich von Alexander Marx aus Nürnberg, 1845

Nein, nicht alle lieben ihn. Kaum ein Bauwerk in Bayern stößt seinerzeit wohl auf so viel Widerstand wie der Main-Donau-Kanal. Sein Vorgänger, der Ludwig-Donau-Main-Kanal, wird auf Geheiß von König Ludwig I. gebaut und 1846 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnet. Allerdings floppt der Wasserweg schon kurz, nachdem die Beifallsstürme verebbt sind.

Dabei ist die Idee genial, vernetzt die 172 Kilometer lange Wasserstraße doch den Main bei Bamberg mit der Donau in Kelheim und damit Bayern mit – so muss es sich damals zumindest angefühlt haben – dem Rest der Welt. Die Handelskammer begleitet den Diskurs rund um den neuen Wasserweg, der sich zunächst gegenüber dem Transport auf Schienen emanzipieren muss. Und sie vermittelt zwischen Politik und Wirtschaft.

Mit wesentlich mehr Enthusiasmus wird 1835, also einige Jahre früher, ein anderer Transportweg begrüßt: Der „Adler“ zeigt schon bei seiner Jungfernfahrt zwischen Nürnberg-Plärrer und Fürth großes Fortschrittspotenzial. Die Eisenbahn wird zum Motor der Industrialisierung. Ludwigs Kanal dagegen ist bald dem Untergang geweiht. Zu schmal ist er, zu flach und zu viele Schleusen hat er. Für die immer größer werdenden Schiffe wird die Durchfahrt bald zum Risiko. Schiffe, die durch den Kanal passen, haben dagegen zu geringe Ladekapazitäten.

Die Investitionsruine hält Mutige aber nicht davon ab, schon bald die Planung eines neuen Kanals in Angriff zu nehmen. 1892 gründet sich der Verein zur „Hebung der Kanalschifffahrt in Bayern“, beim dem die Handelskammer ein umtriebiges Mitglied ist. Mit der Realisierung des Kanals begonnen wird aber erst 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, erst 1992 ist er komplett fertiggestellt. Mit an Bord ist wieder die IHK Nürnberg, die ab 1966 zudem mit Tatkraft das Projekt „Hafen“ in Nürnberg unterstützt, der sich heute als wichtiges Güterverkehrszentrum für ganz Süddeutschland präsentiert – eine Drehscheibe für die Verkehrsträger Wasser, Schiene und Straße.

Sich einsetzen für optimale Verbindungen, das ist bis heute ein zentraler Auftrag der IHK Nürnberg für Mittelfranken. In ihrem „12-Punkte-Programm Verkehr“ haben die Industrie- und Handelskammern der Metropolregion Nürnberg die vordringlichen Projekte und Vorhaben für eine zukunftsweisende Verkehrsinfrastruktur festgehalten. Die IHK denkt Infrastruktur aber noch weiter: Denn wettbewerbsfähige Wirtschaftsregionen brauchen auch verlässliche Energie- und Breitbandnetze, ausreichend Gewerbeflächen und innovative Bildungs- und Forschungseinrichtungen.

Simon Koopmann

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